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#F95 „Problemfans“ & die erfolgreiche Eskalationspolitik der #ZuAllemBereit-Polizei

#MSVF95. Als unsere Reisegruppe am 29.04.2016 kurz nach 16 Uhr am Düsseldorfer Hbf in die mit Bundespolizei und Fortuna-Fans prall gefüllte S-Bahn zum Auswärtsspiel nach Duisburg stieg, wurde schnell klar, dass sich die Fahrtzeit von normalerweise 20 Minuten dank unserer Eskorte großzügig um eine gute Stunde verlängern würde.

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Ankunft S-Bahnhof Duisburg Schlenk 17:46 Uhr

Endlich in der Nachbarstadt angekommen, wunderten wir uns zunächst, dass wir uns doch noch gemeinsam mit den früher angereisten Fans auf den Weg machen konnten, bis wir erfuhren, dass diese nicht ganz freiwillig in einem Polizeikessel auf uns gewartet hatten. Dies schildert u.a. der Autor des Blogs einBISSCHENfußball, der auf dem Fußweg zum Stadion gegen 17 Uhr an der S-Bahn Haltestelle “Am Schlenk” in einen Kessel der Polizei geriet, die einige hundert Düsseldorfer Fans sowie die ankommenden Ultras festsetzte, um sie später gesammelt in einer einzigen großen Gruppe zum Stadion eskortieren zu können. Als erkennbare MSV-Fans konnten er und seine Freunde die Polizei allerdings mit einiger Überredungskunst davon überzeugen, sie durch die Absperrung zu lassen, so dass sie ihren Weg zum Stadion rechtzeitig fortsetzen konnten. Aber:

„Wer als Fortunafan zu erkennen war, egal ob jung oder alt, männlich oder weiblich, Ultra oder Kutte, hatte dieses Glück nicht und war gezwungen, auf den Abmarsch des gesamten Mobs zu warten.

So kam es dazu, dass wir mit zusammen mit den anderen rund 2000 „Problemfans“ konspirativ „erst gegen 17:50 Uhr geschlossen vom S-Bahnhof Schlenk gestartet sind“ und so „gezielt massiven Druck auf die Kontrollstelle am Gäste-Eingang aufgebaut haben“ – wie die Polizei Duisburg in ihrer Pressemitteilung verlauten lässt:

Etwa 2000 Fortuna-Anhänger sammelten sich ab 17:00 Uhr am S-Bahnhof Im Schlenk und starteten erst gegen 17:50 Uhr geschlossen zum Stadion. Sie bauten dadurch gezielt massiven Druck auf die Kontrollstelle am Gästeeingang auf, obwohl die Polizei mit zahlreichen Lautsprecherdurchsagen davor gewarnt hatte, dass es bei einer so großen Gruppe zu erheblichen Verzögerungen kommen wird. Immer wieder versuchten Fangruppen, durchzubrechen. Die Polizei setzte Pfefferspray und den Einsatzmehrzweckstock ein.

Das viele der Fans schlicht durch eine defekte S-Bahn aufgehalten wurden, passte dabei wohl nicht ins Bild der Polizei und fand deshalb keine Erwähnung. Wie dem auch sei, um 17:50 Uhr ging es in Begleitung mehrerer Hundertschaften inklusive Polizeihunden und Hub-Hub-Hubschraubereinsatz endlich los, einige Wasserwerfer wollten wohl auch noch getestet werden. Ein Großteil der Beamte fährt wahrscheinlich von diesem Einsatz direkt weiter zu den 1. Mai-Demos nach Berlin, da möchte man doch zu Recht vorbereitet sein. Die behelmte Truppe wirkte entsprechend motiviert und schien auch jederzeit bereit, sich auszutesten. Man fühlte sich wie ein Anschauungsobjekt in einem Praxistest für neue Bereitschaftspolizisten, die richtig heiß darauf sind, ihre Tauglichkeit für Hundertschaft und Massenveranstaltungen unter Beweis zu stellen. Und wer heutzutage als Fan zu einem Fußballspiel geht, ist doch durch diese Tatsache alleine bereits ein potentieller Gefährder… oder etwa nicht?

FUSSBALLFANS SIND KEINE VERBRECHER! 😉

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Der Polizei ist bei der ganzen Geschichte natürlich keinerlei Vorwurf zu machen, hatte sie doch frühzeitig davor gewarnt, dass es dank ihres genialen Sicherheitskonzeptes bei so gut wie jeder größeren Gruppe zu erheblichen Verzögerungen am Einlass kommen würde. Es war ja schließlich keinesfalls vorauszuahnen, dass es zu größeren Menschenansammlungen kommen könnte, wenn 5000+ Menschen durch einen einzigen Eingang gelotst werden…

Immerhin rief die Polizei anfangs noch zur Ruhe auf und bat darum, stehen zu bleiben und Gewalttätigkeiten zu unterlassen.

Dass die Polizei den wartenden Massen selbst noch um 18:18 Uhr noch versicherte, jeder würde das Spiel sehen zu können, barg zumindest eine gewisse Komik…

 

Nach einer Weile endeten jedoch selbst diese Lautsprecherdurchsagen als scheinbar einziges der Polizei zur Verfügung stehendes Kommunikationsmittel. Da jeder der zu Spielanpfiff noch immer über 500 ausgesperrten Fans dabei auch noch die Dreistigkeit besaß, konspirativ gemeinsam mit den anderen möglichst schnell durch den einzigen Eingang ins Stadion gelangen zu wollen, wirft ihnen die Polizei natürlich absolut korrekter Weise einen „bewussten Massenansturm“ vor. Und wenn diese Masse dann auch noch das gleiche Ziel hat, wie z.B. wenigstens noch die zweite Halbzeit des eigentlichen Fußballspiels zusehen, kommt das ja quasi einer Verschwörung gleich.

Allerdings blieben die ausgesperrten Fortunen noch immer ruhig, als sich um 18:34 Uhr weiterhin nichts getan hatte – obwohl sie hörten, dass das Spiel entgegen sonstiger Gepflogenheiten pünktlich angepfiffen wurde. Da das Ganze nach reiner Schikane der Polizei aussah, wurde sich allerdings vereinzelt beschwert: „So etwas habe ich in 30 Jahren noch nicht erlebt!“

 

Erst als die Polizei beschloss, 20 Minuten nach Spielbeginn den ohnehin schon zu knappen Platz im Polizeikessel mit einem Wasserwerfer noch weiter zu verengen, während von hinten die weiterhin ankommenden Fans immer stärkeren Druck auf die vorne eingekesselten Personen ausübten, begann die Situation zu eskalieren – wie das folgende Video „Polizei vs. Fortuna Fans – Polizeieinsatz mit Pfefferspray“ von myf95 auf youtube zeigt.
Was sich die Einsatzleitung dabei gedacht hat, den Druck auf die eingekesselten Fans durch den Wasserwerfer noch zusätzlich zu erhöhen, wird wohl ihr Geheimnis bleiben…

 

Da diese Personen nämlich von der Menge immer weiter nach vorne gedrückt wurden und sich auch die Polizei den Gesetzen der Physik beugen muss, konnten die Fans schlicht nirgendwo hin ausweichen oder zurückgeknüppelt werden. Ein weiterer Augenzeuge beschreibt seine Erlebnisse folgender Maßen:

„So aggressive Polizisten habe ich noch nie gesehen. Ein erster Mini-Durchgang wo alle durchmüssen. 18:15 Uhr. Locker 2.000 Leute hinter mir. Ich stand ganz rechts an diesem „Demo-Zaun“. Es war sehr eng, aber friedlich. Vor mir der Mann fiel hin, ich dann auch, geriet mit dem Fuß unter das Absperrgitter und bekam mein Fuß nicht mehr raus. Ein weiterer fiel mit seinem Knie auf mein Oberschenkel. Der wird gerade richtig blau/rot. Nach 30-40 Sekunden half mir der vorher gefallene Fortuna-Fan auf. Was macht die Polizei: Die stehen daneben und ziehen die Schlagstöcke und das Reizgas.“

Gegen 18:50 Uhr hatten schließlich die Ordner ein Einsehen, öffneten die Schleuse und ließen sich von den nach Luft japsenden, halb an den Gittern zerquetschten Fans „überrennen“. Mit dem gelösten Druck entspannte sich natürlich auch die künstlich erschaffene Konfliktsituation sofort und die letzten Fans und Ultras konnten tatsächlich bereits kurz vor Ende der ersten Halbzeit das Stadion betreten.
Dass die Beamten in dieser Situation mit (völlig sinnloser) Gewaltanwendung reagierten, statt sie durch eine Öffnung der Absperrung einfach frühzeitig zu entspannen, sorgte natürlich für eine geradezu skandalös gute Stimmung bei den Fortuna-Fans.

Die Polizei-Gewalt lässt sich sehr gut im Video von fortuna-videos.de nachvollziehen: „Derby-Chaos in Duisburg“ (1:42 – 6:30).

Die systematischen Mängel im Sicherheitskonzept und des zur Eskalation führenden Fehlverhaltens der Einsatzkräfte analysiert Gero Wollgarten detailliert in seinem sehr lesenswerten Beitrag „Duisburger Zustände beim Straßenbahnderby MSV-F95“.

einBISSCHENfußball beschreibt die Situation beim Einlass folgendermaßen:

Höhnischer Weise wurde selbst noch wenige Minuten vor dem geplanten Anpfiff per Lautsprecher verkündet, dass jeder rechtzeitig ins Stadion käme. Kommunikativ eine glatte 6, denn jeder halbwegs intelligente Mensch konnte dazu nur mit dem Kopf schütteln! Zudem kam erschwerend hinzu, dass sich der Weg zum Gästeeingang (der alle Fans der Südtribüne aufnehmen musste) permanent bis auf wenige Meter Breite verengte, so dass man irgendwann zwischen 2 hohen Zäunen eingezwängt darauf wartete, weiter zu kommen. Es gab Panikreaktionen, die an die Loveparade vor einigen Jahren in der selben Stadt erinnerten. Junge Mädchen weinten, ältere Herren sah man das Unwohlsein an. Am Einlass selber wurde so langsam kontrolliert, was auch der geringen Zahl an Einlassstellen geschuldet war, so dass sich der Druck fast zwangsläufig erhöhen musste.

Letztlich kam es zum in den Medien geschilderten “Sturm” der Einlasskontrolle, es wurde gepfeffert was das Zeug hielt, es wurde geschlagen was der Schlagstock hergab und am Ende gab es für einen Großteil der Gästefans keine Einlasskontrolle oder geordneten Zugang mehr.

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Ich habe selten so viele Personen gesehen, die an irgendeiner Stelle ihres Körpers geblutet haben. Die Zahl von 10 Verletzten, die in den Medien genannt wird, erfasst bei weitem nicht die tatsächliche Anzahl derer, die wirklich verletzt worden sind.

Damit noch nicht genug, kam es auch nach dem Spiel noch zu weiteren Zwischenfällen. So begegnete mir z.B. ein völlig konsternierter Freund – Familienvater – der gar nicht fassen konnte, von einem Polizisten aus reiner Willkür eine geballert bekommen zu haben, obwohl er zu dem Zeitpunkt mit erhobenen Armen vor ihm stand. Doch nicht nur Düsseldorfer waren an jenem Abend der Polizei-Willkür und -Gewalt ausgesetzt, auch Duisburger Fußballfans waren betroffen, wie der folgende Beitrag aus dem MSV-Forum zeigt:

Hallo Gemeinde,
ich brauche mal Eure Hilfe und Ratschläge was wir machen sollen.
Wir sind Freitag Abend massiv von der Polizei angegriffen worden.
Eines vorweg: Wir sind alles friedliche Fussballfans und, ich spreche jetzt mal für meine Frau und mich, noch nie in unserem Leben gewalttätig oder aggressiv gewesen. Und ärger mit der Polizei hatten wir auch noch nie.

Nach dem Spiel sind wir von Taxi Duisburg so gegen 22:00 Uhr los und Richtung Schlenk gelaufen. Wir waren zu siebt.
Der Sohn von einem Freund war hinter uns, und wurde von irgendjemanden getreten, ob extra oder aus Versehen wissen wir nicht.
Es gab zwischen beiden eine kurze Diskussion als ohne Vorwarnung jede Menge Polizei auf ihn losging, auf dem Boden fixierte und auf ihm saßen.
Eine Freundin hat das gesehen und Berichtet, dass man nur noch seine Schuhe sehen konnte, soviel Polizei saß auf ihm.
Da er vor Schmerzen geschrieben hat ist meine Frau hin und wollte ihm helfen.
Als sie versuchte das zu schlichten wurde sie ebenfalls von mehreren Polizisten auf dem Boden fixiert und getreten.
Als sie panisch versucht hat sich zu wehren, oder zu befreien wurde alles noch schlimmer.
Obwohl sie fixiert war haben drei Polizistinnen sie „bearbeitet“.
Eine hat sie an den Haaren weggezogen und dann mit dem Kopf vor einen Polizeiwagen geschlagen.
Sie hat überall Prellungen, Hämatome, ein blaues Auge.
Die Verletzungen haben wir gestern im Krankenhaus protokollieren lassen.

Das Resultat ist jetzt, dass ich meine Frau heute mittag wieder ins Krankenhaus bringen musste, da sie plötzlich starke Kopfschmerzen bekam.

Die Frage ist jetzt, wie geht man damit um?
Wir wollen die Polizisten auf jeden Fall anzeigen und einen Anwalt einschalten.
Eventuell an die Presse wenden, nur weiß ich nicht wie, da wir uns bisher noch nie damit beschäftigen mussten. Meine ‚Frau steht völlig unter Schock, sie kann kaum darüber reden ohne in tränen auszubrechen.

Habt ihr die Polizei an dem Abend ebenfalls sehr aggressiv erlebt.
Die Düsseldorfer wurden am Schlenk wohl auch eingekesselt und mit Pfefferspray und Wasserwerfen bearbeitet.

Deeskalation sieht wahrlich andere aus. Wir sind immer noch alle geschockt und können das überhaupt nicht begreifen.
Die sollen uns doch beschützen. Eigentlich habe ich mich beim Fussball immer relativ sicher gefühlt.
Ob in Essen oder sonst wo mir massiven Polizeieinsatz war immer alles OK. Dieses Gefühl ist seit Freitag leider nicht mehr da.
Ich kann das nicht fassen, dass wir ausgerechnet von der Polizei verprügelt werden ist echt unfassbar.

Ein Düsseldorfer Fan beschreibt noch am gleichen Abend seine Erlebnisse im dortigen Forum folgendermaßen:

So, daheim und ich sage nur: Hurra, ich lebe noch!

Vorweg: Ich sehe mich als Fussballfreund im allgemeinen und Fortuna-Fan im speziellen, der seit rund 30 Jahren gerne zu Live-Spielen geht. Aber was heute passiert ist, habe ich in den 30 Jahren noch nicht erlebt und das ist schon eine ganze Menge.
Von brennenden Bierbuden im Parkstadion, Block- und Einlassstürmen, alles schon mal irgendwie unfreiwillig miterlebt oder beobachtet. Das heute in Duisburg war mit das Unglaublichste was ich bisher erleben musste und stellt den hilflosen Kick unserer Mannschaft weit in den Hintergrund.

TOTALVERSAGEN von dem Einlasskonzept (man möchte meinen, in Duisburg hat man seit der Loveparade dazugelernt, aber nein…)
– Einsatzleitung der Polizei und Polizei selber
– Sicherheitsdienst

Aber der Reihe nach. Als Arbeitnehmer kann ich leider nicht immer früh Feierabend machen und wollte mit der S1 nach Duisburg fahren. Man sollte ja auf keinen Fall mit dem Auto fahren. Nachdem mir die Polizei 2x den Zutritt in die S1 in Derendorf verweigert hat (Hauptsache, die Polizei kann luftig stehen…), bin ich zum Hbf und habe die Regionalbahn um 17:13 genommen. Mit 20 Minuten Verspätung bin ich dann S-Bahn-Station Schlenk angekommen und habe zügig den Fussweg zum Stadion bei leichten Nieselregeln angetreten.

Nach dem Weg musste man nicht fragen, einfach nur den leeren Flaschen und abgebrannten Feuerwerk hinterher. Habe dann tatsächlich die 500 Leute aus der S1 eingeholt (wobei es mir vorkam, als wären es viel mehr), am riesigen Wasserwerfer vorbei und im Anbetracht der Zeit rechts an der Masse vorbeigezogen und stand etwa 18:15 in 4 oder 5 Reihe vor einer Polizeibarriere. Ansage war, dass immer in 100er-Gruppen die Leute reingelassen werden.
Als dann wieder welche rein sollten, wurde der Druck von hinten so groß, dass teilweise die Absperrgitter gekippt sind und sich einige Personen in ihnen verfangen haben. Mindestens einer wurde dabei niedergetrampelt & nur mit viel Glück wieder rausgeholt. Menschenmassen, die unkontrolliert auf ein Hindernis treffen, entwickeln leider eine unkontrollierbare Eigendynamik – besonders wenn sie in Eile sind. Weiss irgendwie jeder, nur die in Duisburg scheinbar nicht.
Die nächste Vereinzelung kam vor der Abzweigung zu den Kassenhäuschen. Niemand konnte sehen wo die Absperrgitter waren, ist man falsch gegangen / gedrückt worden, gab es kein Vor und kein Zurück mehr, der enorme Druck von hinten hat die Leute dann zum Teil gezwungen, über die Gitter zu steigen.
Ich stand zufällig richtig und bin so durchgedrückt worden. Auf den Gittern standen auch Leute von uns und haben versucht die anrückende Masse zurück zuwinken. Aus meiner Sicht wahllos haben dann Sicherheitsdienst und Polizei auf die Leute eingeprügelt. Wieder habe ich Glück gehabt und stand dann wieder 4 oder 5 Reihe, diesmal vor den Kassenhäuschen. Inzwischen war es etwa 18:25, die Tore waren zu.
Geschätzt 100-150 Leute standen da nun und verhielten sich unerwartet zivilisiert. Nebenbei, es waren auch ziemlich viele Ultras inkl. Fahnen und Trommeln dabei, die sich (aus meiner Sicht) ebenfalls unerwartet ruhig und vorbildlich verhalten haben.
Es gab Sprechchöre gegen die Polizei, gegen Duisburger und für die Fortuna, aber kein grosses Gedränge. Ok, einige verbale Entgleisungen einzelner Personen hat es auch gegeben. Aber kein wirkliches Gedränge, man stand nur eng.
Gegen 18:45 waren die Tore noch immer zu, das Spiel lief da schon eine viertel Stunde! Dann kam von hinten der (wahrscheinliche) Rest und prallte auf die bis dahin friedlich, aber voller Unverständnis ob der Situation im Nieselregen wartende Gruppe.
Dabei wurde von hinten soviel Druck aufgebaut, dass die Situation SOFORT ausser Kontrolle geriet. Das linke Tor zum Oberrang gab nach oder wurde geöffnet und die Menschenmasse drängten dahin. Dann wurde die engen Tore zu den Stehplätzen zwischen den Kassenhäuschen aufgemacht und die Massen quetschten sich unkontrolliert (in der Bedeutung von chaotisch) dadurch.
Zu den Stehplätzen wurde diese dann etwa von einer Hand voll Polizisten begrüßt, die umgehend wie blöd die anrollenden Masse mit Tränengas torpedierten.
Egal ob man wollte oder nicht, man wurde auf die Polizisten geschoben. Ich habe die Polizisten dann nicht mehr sehen können, weil ich mich zum Glück in den „Windschatten“ eines Kassenhäuschens retten konnte, so dass sich die Massen an mir vorbeischoben und mich nicht mitrissen. Vermute mal, dass die Polizei einfach überrant wurde.
Die Ordner, die da standen, haben nur auf die Polizei geschimpft – wie sie die Situation so hätte eskalieren lassen können. Sie waren dann aber damit beschäftigt, die ersten Verletzten aus dem Durchlass zwischen den Kassenhäuschen zu versorgen.
Habe lange nicht mehr so viele panische Menschen gesehen, die echt Angst hatten von hinten überrant zu werden. Nach rund 4-5 Minuten war der Spuk vorbei und der größte Teil der Menschenmenge war unkontrolliert (im Sinne von Durchsuchen) im Stadion.
Sehr viele hatten dann damit zu tun, sich irgendwie das Reizgas aus den Augen waschen zu lassen… 

Nun ist es am Verein Fortuna Düsseldorf, wirklich einmal konsequent gegen Repression & Polizei-Gewalt vorzugehen – einen Anfang hat die Fanbetreuung mit dem folgenden Aufruf bereits gemacht.

Fanbetreuung Fortuna Düsseldorf am 30.04.2016 zu #MSVF95 #Repression:

Liebe Fortuna-Fans,

gestern ist vieles nicht so gelaufen, wie man es sich bei einem Fußballspiel vorstellt. Wir möchten dies aufarbeiten und brauchen dafür eure Hilfe. Bitte schreibt uns eine Mail an fanbetreuung@f95.de und schildert möglichst genau eure Erlebnisse (die nichts mit dem Sport zu tun haben). Eine grobe Einteilung in Anreise, im Stadion und Abreise erscheint dabei sinnvoll. Bitte versucht, jeweils auch den Ort möglichst genau zu beschreiben.

Auch die beiden größten Ultra-Gruppierungen haben Stellung zu den Vorfällen bezogen.

Stellungnahme Dissidenti Ultra vom 30.04.2016: 

Erste Nachbetrachtung des Auswärtsspiels in Duisburg

Die Kernpunkte der Stellungnahme:

1. Der Fanmarsch vom S-Bahnhof Duisburg-Schlenk ist keinesfalls gezielt so spät losgegangen, vielmehr sorgte ein technischer Defekt einer S-Bahn dafür, das ein Großteil der Fans erst sehr spät am S-Bahnhof ankam.
2. Wer tausende Fans kurz vor dem Stadion stoppt, mit einem Wasserwerfer vorfährt und den durch Hamburger Gitter verengten Weg dann auch noch mit einer behelmten Hundertschaft verschließt, provoziert eine Eskalation.
3. Tore zu schließen, die nach außen aufgehen und somit im Fall eines wirklichen Ansturms nicht mehr zu öffnen wären, ist unverantwortlich und widerspricht jeglicher Logik.

 

Stellungnahme Ultras Düsseldorf vom 30.04.2016: Aufbereitung Duisburg

Hallo Fortuna-Fans,

viele von euch werden den gestrigen Tag wohl nicht so schnell vergessen können!
Wer mit seiner Mannschaft zu Auswärtsspielen reist, ist viele Repressionen und Schikanen seitens unseres “Freund und Helfers” gewohnt! Doch was sich gestern vor und nach dem Spiel in Duisburg abgespielt hat, ist eine neue bis dato nie da gewesene Form von Polizeiwahnsinn!

Um diesen lückenlos aufzuklären und reißerischen Artikeln wie den, der Rheinischen Post (Fortuna Fans überrennen Ordner), von vorne herein entgegenzuwirken, wenden wir uns an jeden Fortuna Fan!

Wer von den Vorfällen durch den Polizeieinsatz an den Einlasskontrollen und dem Einsatz des Wasserwerfers nach dem Spiel betroffen war, möge bitte umgehend ein Gedächtnisprotokoll anfertigen! In Zusammenarbeit mit Wolfgang Korte, dem Vertreter für Fanbelange des Supporters Club Düsseldorf 2003 e.V., sind wir bemüht, die Vorfälle lückenlos aufzuklären und dem Verein Fortuna Düsseldorf darlegen zu können!
Auch jedes Video und Foto, dass den Polizeieinsatz zeigt ist gerne gesehen!

Das alles schickt bitte an:

fanhilfe@ultras-fortuna.de

Gerne stehen wir für Rückfragen zur Verfügung!

 

Stellungnahme Fortuna Düsseldorf vom 02.05.2016:

FORTUNA KRITISIERT POLIZEIEINSATZ

STELLUNGNAHME ZU VORKOMMNISSEN BEIM AUSWÄRTSSPIEL IN DUISBURG

Fortuna Düsseldorf hat sich am vergangenen Wochenende intensiv mit der Aufarbeitung der Vorkommnisse rund um das Auswärtsspiel beim MSV Duisburg am letzten Freitag (29. April) beschäftigt. Nach der Sichtung von mehr als 100 Gedächtnisprotokollen, dutzenden Video-Aufnahmen sowie der Auswertung von zahlreichen Gesprächen ist der Verein zu folgenden Ergebnissen gekommen:

Die Polizei hat an diesem Spieltag ein Einsatzkonzept verfolgt, das gegenüber den Vereinen entgegen der üblichen Vorgehensweise nicht kommuniziert oder abgesprochen wurde. Das Kommunikationsdefizit im Vorfeld wurde dadurch verschärft, dass der Einsatzleiter weder an der Sicherheitsbesprechung teilnahm, noch am Spieltag am Ort des Geschehens angesprochen werden konnte.

Aufgrund des polizeilichen Kommunikationsdefizites im Vorfeld konnten die Fortuna-Fans über die örtlichen Gegebenheiten und Abläufe nicht informiert werden. Diese fehlende Kommunikation und im weiteren Verlauf unterlassene Informationen durch die Polizei an die Fans am Spieltag führten ursächlich dazu, dass es bei der Einlasskontrolle zu einer Panik unter den Fortuna-Fans kam. Auf diese Panik reagierte die Polizei nicht deeskalierend, sondern verschärfte die Situation durch die unangemessene Anwendung polizeilicher Mittel wie etwa den Einsatz von Pfefferspray und Wasserwerfern, bei denen mehrere Dutzend Fortuna-Fans zu Schaden gekommen sind (endgültige Zahlen liegen hier noch nicht vor).

Nach eigenen Angaben der Polizei ist die verspätete Ankunft der Fans auf technische Probleme bei der Anreise zurückzuführen gewesen und war nicht etwa bewusst provoziert oder herbeigeführt.

Diese Erkenntnisse führen dazu, dass der veröffentlichte Bericht der Polizei zu den Vorkommnissen rund um das Auswärtsspiel beim MSV Duisburg in weiten Teilen nicht den Tatsachen entspricht.

Robert Schäfer, Vorstandsvorsitzender: „Wir haben keinerlei Verständnis dafür, dass das Einsatzkonzept der Polizei nicht ausreichend in unsere Richtung kommuniziert wurde. Die von uns im Vorfeld vorgeschlagenen Maßnahmen haben leider keinerlei Gehör gefunden. Wir müssen festhalten, dass das unabgestimmte Konzept der Polizei fehlschlagen ist, viele Fortuna-Fans deshalb unverschuldet zu Schaden gekommen sind und sich die Frage nach der Verantwortung des örtlichen Einsatzleiters der Polizei stellt. Darüber hinaus ist es aus unserer Sicht enttäuschend, dass die Polizei einseitige Berichte über die Abläufe vorschnell veröffentlicht, ohne sich ein Gesamtbild über die Geschehnisse zu machen. Auch die Medien sollten zukünftig solche Berichte in Frage stellen und diese nicht ungefiltert übernehmen.“

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#F95 #Mitgliederforum: Schäferstündchen am Rhein

Am Mittwoch, den 20.04.2016, begrüßte Fortunas neuer Vorstandsvorsitzender Robert Schäfer die Vereinsmitglieder gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Reinhold Ernst und Wahlausschussleiter Uwe Mies zum 3. Mitgliederforum im Goldenen Ring.

Neben Robert Schäfers Person und seinen ersten Eindrücken von Stadt und Verein war natürlich der drohende Abstieg Hauptthema des Abends. Die möglichen Ursachen sowie Verantwortlichen für die anhaltende sportliche Misere wurden durchaus kontrovers und emotional diskutiert.
Das nur vier Spieler des aktuellen Kaders überhaupt einen Vertrag für die dritte Liga besitzen, trug leider wenig zur Beruhigung der geplagten Gemüter bei. Im Falle eines Abstieges würde die Größe des zur Verfügung stehenden Etats laut Schäfer unter den ersten sechs der Dritten Liga liegen.

Einen Investor schließt Robert Schäfer für Fortuna Düsseldorf glaubhaft aus. Seine negativen Erfahrungen bei 1860 München hätten gezeigt, dass dieser Weg mehr schaden als nützen könne. So seien bei den Löwen inzwischen auch mehr als 50 Millionen Euro investiert worden, ohne das dies zu einer Stabilität oder sportlich positiven Entwicklung des Vereins beigetragen hätte.

Schön zu hören war auch, dass Schäfer in seiner Übergangszeit in Dresden Lumpi als Experten geschätzt und um seine Einschätzung der Mannschaft bzw. ihrer Probleme sowie den Gründen für die mangelnde Identifikation der Fans mit ihr gebeten hatte. Dessen Rat, er solle sich einmal genau ansehen, welche Spieler was für Fortuna geleistet hätten und welche Spieler Spielzeit erhielten, hätte u.a. zu der Wiederauferstehung Oliver Finks geführt, der unter Funkel zu einem kaum ersetzbaren Stammspieler aufgeblüht ist und im Abstiegskampf seinen zweiten Frühling erlebt. Funkel könne sich vorstellen, um ihn herum eine neue Mannschaft aufzubauen und man verhandele bereits intensiv über eine Vertragsverlängerung.

Am interessantesten sind bei solchen Veranstaltungen ja meist auch die Dinge, die nicht gesagt werden. So schwiegen sich z.B. sowohl Dr. Reinhold Ernst, als auch Robert Schäfer bei Fragen zur Personalie Rachid Azzouzi bedeutungsschwanger aus.
Ersterer deutete auf die Kritik der Mitglieder, dass diese Nachricht wieder einmal aus der Presse zu entnehmen war und mitten im Abstiegskampf unkommentiert für Unruhe sorgt lediglich an, dass das Leck diesmal nicht innerhalb des Vereins zu suchen sei.

Erfreulich hingegen war die Nachricht, dass die beiden jungen Fortuna-Talente Robin Bormuth und Anderson Lucoqui langfristig an den Verein gebunden werden konnten.
Die Verpflichtung junger Talente, für die Fortuna der nächste große Schritt in ihrer Karriere ist, für den sie alles geben und sich aufreiben würden, um hier etwas zu werden, sei überhaupt der Weg, den der Verein in Zukunft gehen wolle.

Wie Schäfer zuvor beim Runden Tisch mit den aktiven Fans bereits ausführte, sei dies sowohl eine Chance, bei einer langfristigen Bindung dieser Spieler an den Verein die Identifikation der Fans mit der Mannschaft zu erhöhen, als auch ein mögliches positives Alleinstellungsmerkmal gegenüber der großen Konkurrenz in der Region.

In Zeiten, in denen viele Bundesligavereine ihre zweiten Mannschaften auflösten und z.T. über Kader mit 40 oder mehr Spielern verfügten, sei gerade auch Spielzeit ein echtes Argument, um junge Talente von ihren Entwicklungsmöglichkeiten bei Fortuna zu überzeugen. Sollten sie sich einmal schneller entwickeln als der Verein, wolle man ihnen natürlich nicht im Weg stehen, aber von ihrem Transfer zumindest finanziell profitieren.

Da man Talente eines solchen Kalibers nur durch hervorragende Trainingsbedingungen an sich binden kann, versicherte Schäfer zudem, dass der Verein trotz der großen durch den ausbleibenden Zuschuss des Bundes entstandene Finanzierungslücke von rund 1,6 Millionen Euro am Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums festhalten werde. Dafür werde das ganze Projekt neu durchdacht und die bisherige Planung – natürlich abhängig von der sportlichen Entwicklung – komplett überarbeitet und ein neues, nachhaltiges Konzept mit dem Flinger Broich als Heimat des Vereins erstellt. Da der Fokus auf die Jugendarbeit die Basis der künftigen Ausrichtung des Vereins ist, würde man für die Finanzierung ggfs. auch Gelder aufnehmen.

Dabei hob er auch die ausgezeichnete Arbeit von Taskin Aksoy hervor, mit dem man nach dem Verlust von Markus Hirte als neuen Leiter des Nachwuchsleistungszentrums sofort verlängert habe. Anders als viele andere U23 Trainer sähe Aksoy diese Position nicht als Sprungbrett, sondern ihm läge die Entwicklung junger Spieler wirklich am Herzen.

Während Dr. Reinhold Ernst viel Wert darauf legte, die Arbeit des Aufsichtsrates in ein positives Licht zu rücken, berichtete Uwe Mies über die Tätigkeit des Wahlausschusses, der zuletzt eine Geschäftsordnung beschlossen und erlassen hat.

Darüber hinaus ist Uwe Mies auch einer der Initiatoren des mittlerweile sogar ausgezeichneten Engagements des Vereins zur Unterstützung von Sehbehinderten. Als einer der sog. Blindenreporter, die jüngst ihr fünfjähriges Bestehen feierten, kommentiert er nicht nur alle Heimspiele sowie einige Auswärtsspiele live, sondern z.B. auch den Rosenmontagszug. Gemeinsam mit der Fanbetreuung werden sogar gemeinsame Besuche von Handball-, Tischtennis- oder Eishockeyspielen organisiert und selbst beim Skispringen in Willingen war man zuletzt dabei.

Wer mehr über die Blindenreporter erfahren oder sie einmal persönlich kennenlernen möchte, trifft sie bei jedem Heimspiel hinter Block 1 am Infostand für Menschen mit Handicap (immer geöffnet ab 60 Min. vor Spielbeginn).